1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V. |
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Flettner Fl 282
„Kolibri“, Huma 1/72 plus
Eigenbau |
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Das
Original: |
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Hubschrauber („Helis“) sind im modernen Alltag populäre und nützliche
Fluggeräte. Dass es schon während des 2. Weltkrieges erfolgreich fliegende
deutsche Helis gab, ist weithin unbekannt. Einer, der als Lastenträger bei der
Bergung von im Moor gelandeten Flugzeugen eingesetzt wurde und bereits 1945 als
Beutegut den Ärmelkanal mit einer deutschen Besatzung überquerte, wurde hier vor
längerer Zeit im Detail beschrieben, der Focke-Achgelis FA 223 „Drache“.
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Weniger
bekannt ist der Flettner 282 „Kolibri“, dessen zweiter Prototyp V2 am 30.10.41
seinen Erstflug absolvierte. Der dritte Prototyp V3 stieg am 27.4.42 in 36
Minuten auf 3800 m Höhe. Auffallend war die Anordnung der zwei Rotoren
nebeneinander im Abstand von 60 cm. Das wurde durch eine Neigung der Rotoren um
12 Grad jeweils nach außen und um 6 Grad nach vorne ermöglicht. |
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Mit einem Bramo Sh 314 E mit 160 PS wurde bei einem Fluggewicht
von 1000 kg eine Vorwärtsgeschwindigkeit von 160 km/h und eine
Rückwärtsgeschwindigkeit von 30 km/h erreicht. Die Dienstgipfelhöhe lag bei 4000
m. Für den Flugbetrieb in der bordgestützten Seeaufklärung genügte eine
Plattform von 4x4 m2 auch bei üblichem Seegang. Für solche präzisen Starts und
Landungen wurde ein 10 m langes Seil unten am Heli angebracht, an dem er im
Schwebeflug von einem Landehelfer per Hand nach unten in das Zentrum des
Zielkreises gezogen wurde. Zum Start wurde der Heli bei Vollgas festgehalten und
in einem Wellenberg zum „Sprungstart“ zuverlässig frei gelassen. Gegenüber der
Seeaufklärung mit dem empfindlichen Starrflügler Arado Ar 231 war die Fl 282
weitaus besser für diese Aufgabe geeignet, aber sie kam zu spät.
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Der Fl 282 gilt als beste Konstruktion von Flettner und bester
Heli zur damaligen Zeit. Gebaut wurden nur 23 oder 24 Stück. Davon ging einer
wegen Spritmangels verloren, ein weiterer wegen zu schnellen Abstiegs. Man weiß
heute, dass ein Hubschrauber hierbei in seine eigene Abwindsäule geraten und
instabil werden kann. Ein weiterer (V 17) fiel beim Landen von der
Übungsplattform und versorgte die Modellbaugemeinde mit hilfreichen
Unterseitenfotos.
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Es gibt also genug Originale der Fl 282, unter denen sich ein
Vorbild finden lässt. |
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Das Modell:
Als Vorbild für das nun beschriebene Modell dient die V6 mit der
Kennung GF+YF, weil ihre Details besonders gut dokumentiert sind. Außerdem flog
sie anfänglich in der Prototypenlackierung RLM 02 und später im Standardschema
RLM 65/RLM 71, so dass der Modellbauer zwischen beiden wählen kann. Das Modell
wurde in RLM 02 lackiert, weil hier Strukturen und Alterungseffekte besser zur
Geltung kommen.
Im Internet finden sich Fotos des Originals und auch von Modellen
in unterschiedlichen Maßstäben: Von Huma in 1/72 (wie das hier beschriebene
Modell), von Anyuta in 1/18, von Mini-Art in 1/32 und von Huma in 1/48. Beim
Vergleich mit Fotos vom Original haben alle Modelle ihre eigenen
Darstellungsdefizite, so dass sich die spannende Aufgabe stellt, aus dem
betagten Huma-Bausatz in 1/72 ein Modell zu bauen, das im Detaillierungsgrad
möglichst dicht an die größeren Maßstäbe herankommt und dabei viele Fehler durch
Vermessung der Originalfotos vermeidet.
Nun zu einigen Aktivitäten:
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Das Rumpfgerüst wurde vervollständigt und die Motordarstellung aufgebessert.
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Das Tragegerüst unter dem Schwerpunkt eignet sich nicht nur zum Schleppen von
Lasten, sondern auch zur Befestigung des oben erwähnten Landeseils. Dieses
Gestell wurde maßstabgerecht aus Rohren aufgebaut (Injektionsnadeln).
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Der Landescheinwerfer wurde aus einem Stück Gussast und tiefgepresster Alu-Folie
sowie lochgestanzter Transparentfolie angefertigt.
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Das weiße Positionslicht am Heck wurde mit einem kleinen Tropfen Ponal an der
Hinterkante des Seitenruders dargestellt.
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Der Heli ist wegen des großen Seitenleitwerks schwanzlastig und erfordert ein
Gegengewicht. Es gibt keine Möglichkeit, genug Bleiballast vorne im Rumpf
unsichtbar unterzubringen. Hier wurde folgende Lösung gefunden: Eine
Eisenschraubenmutter M2 rund feilen und als Bugrad gestalten, ein kleiner Magnet
unter der Landebahnplatte zieht das Bugrad nach unten. Diese Lösung funktioniert
sehr gut, sie ist generell bei Bugradfahrwerken auch nachträglich möglich.
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Die Abziehbilder wurden nach Fotos mit Abziehbildfolie und Laserdrucker
hergestellt.
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Fazit:
Das Modell der Fl 282 in 1/72 ist nach viel Fotoauswertung und Scratchbau in
vielem vorbildgetreuer als bestehende größere kommerzielle Modelle.
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