1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.
 
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Modell und Fotos von Gerd Busse
     
 
Heinkel He 176 V1, Jach (Nr. C 72102)
 

 

 

Geschichte des Originals:

Die kleine He 176 V1 hat eine interessante Geschichte, die sich z.B. in dem Buch von Botho Stüwe „Peenemünde West“ (Bechtermünz Verlag) und dort angegebenen Zitaten findet: Das Ziel dieser Konstruktion war eine möglichst hohe Geschwindigkeit. Der sehr schlanke Rumpf bedingte die Unterbringung des Treibstoffs in den entsprechend abgedichteten Tragflächen, die Flächenbeplankung war also zugleich die Tankwand. Das Fahrwerk musste daher in den Rumpf eingefahren werden, und das führte zu der geringen Spurbreite von nur 0,7m, die das Flugzeug kippempfindlich machte, so dass die Tragflächen an ihren Enden Schleifbügel zum Schutz vor Bodenberührung erhielten. Der geringe Rumpfquerschnitt mit etwa 0,7 m Durchmesser im Kopfbereich des Piloten erforderte eine fast liegende Position. Darum wurde statt des üblichen Sitzfallschirms ein spezieller Rückenschirm entwickelt. Die meisten Fluginstrumente und Betätigungshebel waren in den beiden Konsolen neben dem Sitz untergebracht.

Die angestrebte hohe Fluggeschwindigkeit mit dem neuartigen Triebwerk bedingte auch ein geeignetes Rettungssystem für den Piloten: Im Notfall sollte der 1,20 lange Vorderrumpf abgesprengt und von einem Fallschirm gebremst werden. Dann sollte der Pilot diese Kapsel verlassen und am eigenen Fallschirm die Erde erreichen.

Die aufwändige Entwicklung dieses ersten Raketenflugzeugs der Welt mit Flüssigkeitsraketenantrieb begann bereits im Herbst 1937. Die Erprobung mit vielen Rollversuchen und Hüpfern fand auf der verlängerten Piste in Peenemünde West statt. Der erste Flug mit Platzrunde erfolgte am 15.6.1939 (in der Literatur finden sich hierzu auch andere Angaben), am 21.6. 1939 wurde das Flugzeug Udet vorgeführt und am 3.7.1939 Hitler in Roggentin. Pilot war stets Erich Warsitz, Chefpilot für „Sonderflugzeuge“ bei Heinkel. Der beginnende zweite Weltkrieg bedeutete auch das Ende der He 176: Sie wurde in Kisten verpackt und an das Luftfahrtmuseum in Berlin geschickt, wo es 1944 unausgepackt bei einem Luftangriff zerstört wurde.

Die erreichbare Geschwindigkeit (angeblich bis zu 850 km/h) war durch das Raketentriebwerk und die Flugdauer begrenzt.

 

Der Bausatz:

Von dem einzigen Prototyp existieren nur ein paar Fotos. Die sorgfältige Detaillierung des Bausatzes gibt alles her, was dieser spärlichen Fotodokumentation zu entnehmen ist, sogar die Federbeinscheren in der richtigen Richtung. Außerdem passt alles recht gut zusammen.

Offensichtlich stellt der Bausatz das Flugzeug in der frühen Erprobungsphase dar, die auch die Fotos zeigen. Das Bugfahrwerk (das lediglich bei den vielen anfänglichen Rollversuchen und Hüpfern den Plexiglasbug schützen sollte, denn das Original hatte ein Spornradfahrwerk) und das offene Cockpit eignen sich nicht für die angestrebten hohen Geschwindigkeiten. Die Cockpitabdeckung, beim Original eine in den Rumpf eingestrakte Plexiglashaube, kann man leicht selber durch Ziehen einer erhitzten Klarsichtfolie (aus einer Blisterverpackung) über die Rumpfunterseite herstellen. Wer die He 176 in ihrer späten Phase darstellen will, kann vermutlich das Bugfahrwerk weglassen, aber dazu gibt es keine Belege.

Das Modell der He 176 zählt sicher zu den kleinsten jeder Sammlung, es ist sogar noch kleiner als das der He 178, wie das Foto der beiden nebeneinander stehenden Modelle veranschaulicht. Die Lackierung dieses Modells entspricht der im Bausatz vorgeschlagenen: Rumpf in Aluminium, Rest in RLM 02.