1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.

 

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Modell und Fotos von Gerd Busse

 

 

 

 

Rheinmetall-Borsig „Rheintochter“ R 1 von Modelcollect in 1/72
(noch auf provisorischem Transportgestell)

 

Original:

Die alliierten Bombereinflüge führten zur Entwicklung von Boden-Luft-Raketen, deren Konzepte stark an moderne Abwehrraketen erinnern.  

Eine von ihnen war die „Rheintochter“ von Rheinmetall-Borsig, die in der Version R 1 (dem Vorbild des vorgestellten Modells) eine zweistufige Boden-Luft Feststoffrakete war. Die 4 kleinen Steuerflächen befanden sich an der Spitze, insofern war die Rheintochter ein Entenflügler. Der Start erfolgte von der Lafette einer 8,8 cm Kanone oder einer Behelfslafette, von der es im Internet eine Zeichnung gibt. Geflogen sind ca. 82 Stück, die maximal erreichte Höhe lag bei nur 6 km. Gesteuert wurde visuell, vorgesehen war aber eine automatische Steuerung  auf dem Radarstrahl, wie bei heutigen Systemen. Die erreichte Höhe war im Vergleich zu anderen Entwicklungen zu gering.

Es gibt wenige Originalaufnahmen und entsprechend viel Spekulation. Das zeigt sich auch in unterschiedlicher der Gestaltung der Modelle, die sich im Internet in verschiedenen Maßstäben finden.

Originale bzw. aus Originalteilen aufgebaute Rheintöchter gibt es noch in drei Museen: Washington-International Airport, Deutsches Museum München und Deutsches Technikmuseum Berlin. Vorbild des hier beschriebenen Models ist die Münchner Rheintochter.

 

 

Modell:

Der Bausatz erlaubt den Bau eines unbedingt vorzeigbaren Modells. Er erweckt aber leider den Eindruck, als sei er nicht so ganz fertig geworden: Die linke Seite der Lafette ist gut detailliert, aber auf der rechten fehlt ein ganzes Bedienpult mitsamt Handrädern. Geräteanzeigen fehlen ebenfalls. Zum Glück gibt es in Röthenbach eine Flak 8.8 mit einigen Details.

 

 

  Zunächst zur Rakete: Die 6 Austrittsdüsen der oberen Stufe sind nur angedeutet, es lohnt sich, entsprechende Bohrungen und Röhrchen einzubringen. Zu beachten ist, dass die 2 Flossen mit den Leuchtmarken waagerecht und einander gegenüberliegend montiert werden. In der hierdurch definierten Ebene liegen auch die waagerechten Steuerflächen am Raketenkopf. Der Kabelkanal links oben auf Rheintochter fehlt im Bausatz: Er enthält die Verbindung von der Steuereinheit in der Spitze zum unteren Ende der oberen Feststoffrakete. Diese Verbindung, die auf einem Originalfoto zu sehen ist, geht wegen Temperatur- und Druckbelastung nur „außenherum“. Auch die großen vertikalen Stabilisierungsflächen am Heck sind durch Fotos belegt. Sie waren aber nicht aus Holzbrettern gefertigt (wie fälschlicherweise im Bausatz dargestellt), sondern aus Stahlblech. Es gab auch Rheintöchter, bei denen die Stahlblechflächen durch Streben ersetzt waren.

Die Flügel bestanden aus Holz. Museumsfotos aus dem Internet wurden skaliert, auf Abziehbildfolie ausgedruckt und aufgebracht. Die unteren vier Flügel sind hell wie Kiefernholz dargestellt, die oberen sechs Flügel dunkler.

     
     
 

Die Lafette sollte verstellbar sein, um den Startwinkel variieren zu können. Im Modell wurde das als Scratchbau mit einem realistisch großen Zahnrad und einem reibungsgebremsten Ritzel erreicht. Die Rakete ist am Heck mit zwei dünnen Stahldrähten abnehmbar montiert. Die Anbringung der Details zur Steuerung und Beobachtung geht aus den Bildern hervor.

Die Instrumente entstanden aus Fotos von Museumslafetten, die in Abziehbilder umgesetzt wurden.

Die fehlenden Erdnägel wurden aus T-Profil verformt.

Das Lafettenkreuz und der darauf angebrachte Befestigungskopf lassen sich durch die entsprechenden Teile des 8.8 Geschützes von Revell  ersetzen. Man kann aber auch  als Scratchbau nach der bemaßten Bauzeichnung von 1945 aus dem Internet eine vorbildgerechte Behelfslafette fertigen, wie bei diesem Modell. Diese hatte seitlich (im Unterschied zur 8.8) keine anklappbaren, sondern einschiebbare Füsse.