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Modell und Fotos von Wilfried Eck |
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"Die zweiten Sieger" |
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Diese beiden Typen nicht zu kennen, ist keine Schande und auf den ersten Blick haben TBY-2 "Sea Wolf" und AM-1 "Mauler" auch nichts gemeinsam.. Aber beide hatten nach der Papierform beste Chancen die Ausschreibung gegen heute bekanntere Flugzeugtypen zu gewinnen. 1940 der Torpedobomber Vought XTBU „Sea Wolf“ gegen die XTBF „Avenger“ von Grumman, drei Jahre später die Martin XAM-1 „Mauler“ gegen die XAD-1 „Skyraider“ von Douglas in der neuen Kategorie „Attack“. Jedoch scheiterten beide an Kleinigkeiten und gerieten in Vergessenheit. Grund genug, auch die Bausätze von Czech Master Resin gemeinsam zu betrachten. |
Die XTBU „Sea Wolf“ von Vought hatte zwar die gleiche Auslegung wie die XTBF, 3-sitzig mit internem Waffenschacht, war aber das fortschrittlichere Flugzeug. So waren z.B. die verschiedenen für Start, Flug und Landung erforderlichen Einstellungen incl. Fahrwerk (!) mit einem einzigen Hebel herzustellen, dazu war sie rd. 80 km/h schneller; als weitere Pluspunkte kamen ein Radargerät und die schwerere Vorwärtsbewaffnung (3 MG Standard, optional weitere 4 in zwei Unterflügelbehältern oder Raketen) hinzu. Da der Konkurrenzentwurf von Grumman hinsichtlich Geschwindigkeit und Reichweite (zunächst) nicht die Ausschreibungskriterien erfüllte, orderte die US Navy zur Sicherheit 1.000 TBU-1 „Sea Wolf“, beauftragte allerdings Consolidated Vultee (deshalb das "Y" in der Typbezeichnung) mit der Serienfertigung, weil Vought mit der F4U Corsair voll ausgelastet war. |
Bei Vultee musste aber erst Produktionskapazität geschaffen werden und da vor allem die besagte Automatik Probleme bereitete, wurde es 1945, bis die nun unter der Bezeichnung TBY-2 firmierende Sea Wolf endlich serienreif war. Da aber bestand kein Bedarf mehr. Von der auf 180 Maschinen reduzierten Bestellung kamen nur 26 kurzzeitig testweise bei der VA-154/155 zum Einsatz. Einige fungierten als Zielschlepper, die meisten aber wanderten von der Fertigungshalle direkt zum Schrottplatz. |
Bei der XAM-1 „Mauler“ von Martin bestanden in puncto Leistung kaum Unterschiede zur Douglas XAD-1 „Skyraider“. Beide Maschinen kamen mit gewaltigen Sternmotoren von 2.800 (AD-1) bzw. 3.000 PS (AM-1) auf die geforderte Nutzlast von 9.000 lbs (4.082 kg), waren rd. 500 km/h schnell, Reichweite um die 3.000 km (AM-1 etwas weniger, AD-1 etwas mehr, AM-1 dafür zwei 20 mm Kanonen mehr). Den Ausschlag gaben schließlich die sehr unterschiedlichen Landeeigenschaften. In einem Standardanflug auf den Träger nahm man damals nach Erreichen der Deckskante das Gas heraus, drückte kurz an und zog dann den Knüppel nach hinten, um das Heck und damit den Landehaken nach unten zu bringen. Bei der AM-1 aber war es kaum möglich, die Nase wieder nach oben zu bekommen, so dass einwandfreie Landungen schwierig waren. Die Entscheidung der Piloten, lieber die AD-1 Skyraider fliegen zu wollen, gab schließlich den Ausschlag. Nur 139 AM-1 wurden schließlich gebaut und bei sechs Squadrons (später der Reserve) eingesetzt, bis auch sie schließlich von der Skyraider abgelöst wurden. |
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Die Bausätze: |
Wenn man, wie ich, seine Modelle so bauen möchte, dass sie auf einem Foto möglichst wie das echte Flugzeug aussehen, tut man sich mit 1/72 schwer. Abgerundete Hinterkanten, zu dicke Flügel, Leitwerke, Luftschrauben und andere, meist produktionsbedingte Vergröberungen. Nach der unvergleichlichen 1/72 Buccaneer von CMR schien mir deshalb ein Blick auf frühere Kreationen aber doch ganz interessant. Und es lohnte sich! |
In beiden Bausätzen sind Flügel und Höhenleitwerke im Ganzen, was scharfe Hinterkanten und einen dünnen Querschnitt ergibt. Die Luftschrauben sind nicht nur maßstäblich dünn, sondern haben sogar Schränkung (!). Doch damit nicht genug: Die Landehaken weisen eine dem Original entsprechende Rille auf, ebenso das Heckrad der TBY-2. Bei der AM-1 ergibt sich nach Entfernung einer Gusshaut sogar eine Heckradgabel, bei der man über dem Rad hindurch sehen kann. An Außenlasten gibt es für die TBY-2 naturgemäß nur die beiden MG-Behälter, bei der AM-1 aber liegt alles bei, was man an der echten Maschine unterbringen konnte. Die Anzahl dieser Teile übersteigt die des Flugzeugs bei weitem! Selbstverständlich ist alles maßstäblich dünn, d.h. bei den Raketen dünner als Papierstärke. Beim Abtrennen dieser Hecksegmente ist dementsprechend äußerste Vorsicht geboten (Microsäge!). Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass alles ganz hervorragend passt und auch sonst einen guten Eindruck macht. Die sog. Detailierung ist fein, ich könnte allerdings auf die Darstellung von im Original nicht mehr sichtbaren Blechstößen verzichten, ebenso auf die leider übliche wulstige Darstellung der Cockpitrahmen, die angeblich von Modellbauern so gewünscht wird. Die Abziehbilder (Decals) sind wiederum vom Feinsten. Wer will, bekommt sein Modell an einem Wochenende fertig. Verbesserungsfähig erscheinen dagegen die recht rudimentären Bauanleitungen (z.B. welche von vier verschiedenen Luftschrauben der AM-1 gehört zu welcher Markierungsversion?) sowie die kurzen Radachsen. |
Bei meinen Modellen ist die AM-1 mit Ausnahme von Zutaten, die man nachmachen muss (Cockpithaube, Pilotenfigur und leichtgängige Luftschraube) unverändert aus dem Bausatz gebaut (Auspuffrohre sogar mit Vertiefungen!). Bei der TBY-2 wurden – ebenfalls aus o.a. Gründen - die oberen Klarsichtteile durch selbst gezogene Eigenbauten ersetzt (Befestigung mit Laschen aus Quarkbecher-Streifen, Streben aus passend bemalten Abziehbildstreifen). Bei den nur als Gravur erkenntlichen Kühlklappen in der Motorhaube sieht man der TBY ihr Alter von mehr als 15 Jahren doch an. Deshalb wurden sie durch leicht geöffnete Teile aus einem Quarkbecher ersetzt, die Auspuffrohre durch dünn gezogene Evergreen-Röhrchen. Bei beiden Maschinen laufen die Gurte (bei mir bemalte Alufolie) wie damals üblich oben über das Rohrgestänge, nicht über den Sitz. Staurohre aus ummanteltem Draht (Evergreen-Röhrchen über Kerze dünn gezogen). Die Unterflügellasten der AM-1 sind nach einem originalen Vorbild angebracht, bei den Raketen war es allerdings eine „Viecherei“, da jede nur an einem einzigen maßstäblich schmalsten Pylon hängt. Ich empfehle, dort seitlich eine Rille einzufräsen und ein später zuzuspachtelndes Stückchen Draht einzukleben, das in einem Loch im Flügel befestigt wird. |
Bei der Farbgebung sieht CMR für seine Markierungsvarianten VA-154/155 (TBY-2) bzw. „Naval Air Test Center“ und VA-174 (AM-1) „Glossy Sea Blue“ über alles vor. Da „Sea Blue“ weder Dunkelblau noch Lufthansablau ist und fertige Farben für 1/72 viel zu dunkel erscheinen, kann man Blau und Schwarz zusammenmischen, bis ein tief nachtblauer Farbton gegeben ist (erscheint auf dem „Flugfoto“ leider nicht ganz optimal). Entsprechend 1/72 nur mit minimalem Glanz. Innenseiten des Cockpits seidenmattes Schwarz. |
Bei der „Sea Wolf“ habe ich mich abwechslungshalber für den eigentümlichen Anstrich des Prototyps entschieden. Die Oberseite des Rumpfs müsste wegen des auf einem Farbfoto ersichtlichen Blaustichs „Blue Gray“ (nicht das grauere „Intermediate Blue“) gespritzt gewesen sein, Ober- und (abweichend von der Norm) Unterseiten der äußeren Flügel sowie die Oberseiten der Höhenruder waren „Sea Blue“, Unterseiten ansonsten „Insignia White“. Alles „non specular“, also seidenmatt. Farben der Innenseiten bei der TBY-2 spekulativ gelbgrün (Standardisiertes „Interior Green“ kam erst später; üblich war damals, die gelbgrüne Korrosionsschutzfarbe Zinkchromat mit Schwarz oder "Sea Blue" zu mischen, was dann zu unterschiedlichen Variationen führte). |
Fazit: Trotz ihres Alters keine kruden Short Run Kits, sondern konventionellen Bausätzen mindestens gleichwertig, in Details sogar überlegen. Sehr zu empfehlen für den Einstieg in Resin-Bausätze und/oder für die Sammlung als Gegenstücke zu Avenger und Skyraider. |
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