1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.
 
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  Modell und Fotos von Wilfried Eck  

Curtiss SB2C-4 Helldiver, Revell/Monogram 1:48, VB-9, 3-4 1945 auf CV-10 Yorktown
 
 

Eine SB2C-4 Helldiver bordüblich mit beigeklappten Tragflächen, aber ohne weitergehende Ambitionen sollte es werden. Also einfach zusammenpappen und die Airbrush auspacken.

 
Das Bauprinzip beigeklappter Tragflächen ist eigentlich simpel. Nach dem Einbau von Spanten werden in jede Hälfte Führungen für den Halterungs-Messingdraht eingeklebt, der Draht dient dabei als Abstandshalter. Mit einem  Deckel darauf wird dem Ganzen Halt zu geben. Ob man den zur Hälfte hervorstehenden Draht gleich passend abwinkelt oder erst nach dem Zusammenbau der Teil-Tragflächen, ist Geschmackssache (mit Sekundenkleber fixiert wird erst am Schluss).  Jetzt müssen "nur noch" die von außen sichtbaren Teile ergänzt werden und  das wäre es dann auch schon.  Im Falle der Helldiver waren das leider eine ganze Menge, alles recht kleinteilig, so dass sich der Bau recht hinzog. Aber durchaus machbar.
 
 
Der Rest, so dachte ich, sollte die reine Erholung sein.  Doch das sollte sich als Irrtum erweisen.
 
In der Revell-Schachtel steckt mitnichten Revell und auch kein Accurate Miniatures Neuabguss, sondern lt. Bauanleitung Monogram.  Also schon einige Jährchen alt.  Unterschiedliche Wandstärken und einige andere Lösungen  ließen sogar einen Short Run-Kit vermuten. Was nicht heißen soll, die Helldiver wäre simpel aufgebaut. Im Gegenteil, reichlich komplex, die Bauanleitung trägt aber leider wenig zum Verständnis bei. Mit nur ins Ungefähre weisenden Pfeilen könnte man leben, wenn die Anschlussstelle klar definiert wäre. Ist sie aber meist nicht. Es liegt also völlig am Modellbauer, ob er z.B. bei den Hydraulikstempeln für die Bombenklappen  diese Teile gleich neben die  Zwischenwand oder irgendwo sonst anklebt.  Passstifte o.ä. dafür gibt's nicht.
 
Auf der Plus-Seite war das Arsenal an Ätzteilen zu verbuchen.  Insbesondere die gelochten Landeklappen und der gelochte Führungsring für das MG vereinfachten den Bau doch erheblich. Aber auch Kleinteile wie z.B. Zündkabelring, Visier und Gurtschnallen stimmten positiv.
 
Dem gegenüber ist leider die Wiedergabe der Bespannung völlig daneben geraten. An angeblich wellenförmige Durchhänger hat man sich ja gewöhnt, in diesem Fall hat Monogram aber seine eigene Version gewählt, Eine Versenkung mit erhabenen Streifen. Im Original wären das Kanthölzer neben einer flachen Grube gewesen. Das hatte aber auch eine positive Seite: Anstelle den Zurüstteilmarkt mit evtl. dubiosen Darstellungen zu bemühen, alles bündig zuspachteln und nach dem Trocknen glatt schleifen. Weil Spachtelkitt immer noch ein wenig nachschrumpft, die Rippen also später  minimal hervortreten, ergibt das eine perfekte Wiedergabe. Im Original war Bespannung stramm wie ein Trommelfell, allenfalls waren zum Schutz der Vernähung schmale Stoffstreifen aufgeklebt. Echte Bespannung siehe Seite ABC/Bespannung.
 
Die Detailierung des vorderen Cockpits genügt durchschnittlichen Ansprüchen, einen Gas- nebst dazugehörenden Hebeln hätte man aber schon spendieren sollen. Also selber machen. Entgegen der Bauanleitung und dem allgemeinen Modellbauerglauben liefen bei allen USN-Typen dieser Zeit die Gurte jedoch nie über die Sitzlehne, sondern über eine Stange hinter/über dem Sitz (bei Monogram durchaus zutreffend wiedergegeben). Die Pilotenfigur, die Monogram gut gestaltet vorgesehen hat, war in meinem Fall entbehrlich, für eine Helldiver mit ausgeklappten Tragflächen wäre aber auch ein Funker/Schütze erforderlich. Den gibt's aber nicht, was die Pilotenfigur sinnlos macht. Die Schiebehauben haben leider deutlich erhabene Rahmen. Ich mag solche Übertreibungen nicht und weil ich das probeweise Abmaskieren ohnehin nicht zufriedenstellend hinbekommen habe, wurden sie wie üblich selbst gezogen. Natürlich ohne Balsaholz, sondern über einer Form aus Polyester (s. Seite "Cockpithauben selbst ziehen"). Rahmen passend eingefärbte Decalstreifen. Spoiler hinten dünnes Alublech. Pitotrohr Draht, vorne seitlich abgeflacht und mit "Fähnchen" versehen. Antenne aus dünnen Fäden einer Strumpfhose (nicht selbst getragen).
 
Beím hinteren, komplex aufgebauten Cockpit, ist die Frage, ob für den Durchschnittsmodellbauer die Bauanleitung ausreicht.  Passstifte o.ä. fehlen völlig. Ich musste jedenfalls das vordere Schott modifizieren (ob mein Fehler oder der von Monogram sei dahingestellt).. Beim zylindrischen Schlauchbootbehälter  sollte man der Anleitung keinesfalls folgen. Würde man ihn so wie vorgesehen am Klarsichtteil ankleben, wäre dies nicht nur unschön, sondern auch nutzlos,  weil  der zu dicke Schlauchbootbehälter neben dem Instrumentenkasten nicht ausreichend Platz findet und so die Haube seitlich überstehen würde.  Hieß also wieder einmal selber machen,  Der perforierte Ring der MG-Führung ist ein Ätzteil (ebenso die Zielvorrichtung), Das MG ist zwar vertikal schwenkbar, aber nutzlos. Wenn es nicht gebraucht wurde, lag es horizontal unter der Abdeckhaube, die dann für freieres Schussfeld abgesenkt wurde.  So wie meist dargestellt, hätte der Schütze nur schräg nach oben schießen können. Die fehlenden MG-Gurte wurden aus der Ersatzteilkiste ergänzt. Antenne ausgedünnter Strumpfhosenfaden. Staurohr Draht, vorne seitlich abgeflacht, oben mit Wimpel versehen.
 
An Bemalungs- und Markierungsvarianten bietet Revell  eine SB2C-4 der CV-9 "Essex" in Dreifarbenanstrich sowie je eine SB2C-5 der französischen bzw. italienischen Marine in komplett "Glossy Sea Blue" an.  Letztere beiden gut gemeint, aber durch Decals wird eine -4 nicht zur -5. Die Variante SB2C-5 hatte ein völlig neu gestaltetes Cockpit mit Seitenkonsolen, weniger Streben an der Cockpithaube, einen anderen Bombenschacht und dem entsprechend anderen Klappen. Die "Essex"-Maschine kam bei mir aber, da schon zu oft gesehen, nicht in Frage. Also Markierungen selber machen, und weil die Bausatz-Hohheitsabzeichen zu groß waren, musste auch hier die Ersatzteilkiste bemüht werden.
 
Was den Anstrich anbelangt, bedurfte ich zwar keiner Anleitung, das "Fachwissen" des Autors von Revell verdient aber, erzählt zu werden:  Revell zeigt die verschiedenen Farbtöne als Rasterungen, entsprechende Buchstaben geben an, welche Revell-Farben zu mischen sind. Für "Sea Blue" wäre beim angeführten "Lufthansablau" Zugabe von Schwarz zu erwarten,  um in die Nähe von "Sea Blue" zu kommen,  bei Revell aber wird mit 40 % Weiß aufgehellt.  Weil offenbar Standard "Intermediate Blue" für Rumpfseiten, Seitenleitwerk únd Unterseiten der Außenflügel nicht genügte, wurde bei Revell für Seitenleitwerk und Außenflügel eine vierte Farbe erfunden. Auch irgendein Blaugrau. Den Vogel aber schießt die Bauanleitung bei den beiden SB2C-5 ab. Im Original waren beide aus US-Beständen, in Standard "Glossy Sea Blue" gespritzt, Revell sieht hier Unterschiede: Für die französische wären das 85 % "Lichtblau, glänzend" + 10 % "Grau, matt" + 25 % "Hellgrau, seidenmatt", bei der italienischen genügten 85 % "Blau, matt" + 15 % "Weiß, matt". Dafür hat sie die Farben der französischen als Blendschutz vor der Windschutzscheibe (im Original ebenfalls "Sea Blue", nur "non specular"). - Summa summarum:  Man braucht mehr Farben als eigentlich nötig um ein Ergebnis zu erzielen, das nie an einer Helldiver zu sehen war.
 
Anstrich Standard US Navy. Im Modell habe ich Vallejo-Farben verwendet, die die Originalfarben sehr gut wiedergeben. Bei "Sea Blue" war leider nur das glänzende Federal Standard 595a Nr. 15042 erhältlich, was aber wegen des späteren Überspritzens mit matterer Farbe kein Problem war; Seitenleitwerk, Rumpfseiten und Unterseiten der Außenflügel "Intermediate Blue" (FS 35164), Unterseiten im Übrigen "Insignia White (FS 37875). Für das bei Curtiss nicht im vorgeschriebenen Farbton gehaltene Fahrwerk und das Cockpit kam "Interior Green" (FS 34151) zum Einsatz. Nach dem üblichen Auftrag von glänzende Klarlack zum Anbringen der Decals Oberseiten von Flügel- und Höhenleitwerk "semi gloss" (etwas glänzend, dass es bei der letzten Aufnahme glänzender erscheint, liegt nur an der Beleuchtung). Im Übrigen wie vorgeschrieben, "non specular", nicht stumpf matt, sondern minimal glänzend.
Siehe hierzu auch: Seite "Farben der US Navy"
Farbtabelle des IPMS Stockholm: https://www.ipmsstockholm.se/home/urbans-color-reference-charts-part-i/
 
Keine "Alterung"! - Zum einen schien im Frühjahr 1945 im Nordpazifik keine Tropensonne, zum anderen war die Einsatzzeit zu kurz,  um irgendwelche Spuren zu hinterlassen.  Lackabplatzer waren, da korrosionsfördernd,  nie an Trägermaschinen zu sehen. Wegen weit abstehender Auspuffrohre keine Abgasspuren,  Da die Helldiver überlappend vernietet war, verbot sich das "highlighten" von Blechstößen von selbst.  Ergibt summa summarum keinen Hingucker, aber für meinen Geschmack ein Modell, das so aussieht, wie eine geparkte Helldiver an Bord eines Trägers. Mit ausgeklapten Tragflächen säße die Besatzung drin.
 
Im Ergebnis: Es sollte eigentlich ganz einfach werden…
Aber nicht mit diesem Bausatz!