1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.

 

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Modell und Fotos von Gerd Busse
 

 

Messerschmitt Me 264 V1, 1/72 von Special Hobby

 


 

Original:

Die kaum bekannte viermotorige Me 264 sollte im 2. Weltkrieg die amerikanische Ostküste erreichen und auch wieder zurückkehren zu können. Das setzt ein Flugzeug hoher aerodynamischer Güte voraus, also einen spindelförmigen glatten Rumpf und Tragflächen hoher Streckung, die bei Segelflugzeugen eine große Gleitzahl und bei Motorflugzeugen eine entsprechend geringe Motorleistung ermöglicht.

Gebaut und geflogen wurde nur ein Prototyp, nämlich die Me 264 V1 (RE+EN) WerkNr. 264000001. Erstflug war am 23.12.42 in Augsburg unter Führung von Werkspilot Karl Baur, nach dem zweiten Testflug wurde das Flugzeug am 22.1.43 nach Lechfeld überführt. Danach wurden die vier Jumo 211 durch BMW 801 ersetzt. Mit diesen erfolgte der erste Flug am 16.4.44. Bei einem alliiertem Luftangriff am 18.7.44 wurde die Maschine so schwer beschädigt, dass sie nicht wieder aufgerüstet werden konnte. So endete das Projekt Me 264 (Angaben nach Griehl).

 

Modell:

Die Fehler des Modells von Special Hobby sind glücklicherweise behebbar, wenn man rechtzeitig darauf achtet.

Rumpf :

Damit das Modell auf dem Bugrad steht, wird jede kleine Lücke möglichst weit vorne im Rumpf mit Blei gefüllt.

Das Leitwerk des Modells wird entsprechend der Skizzen aus den vorhandenen Teilen herausgeschnitten. Die vier fehlenden kreisrunden Fenster werden gemäß der rechten Skizze eingebaut.

 

 

Seitenleitwerk

 

Höhenleitwerk

Rumpf Oberseite


 

Tragflächen:

 

Die Modellspannweite beträgt 59,1 cm, das entspricht bei 1/72 also 42,55 m Spannweite. Nach Werksunterlagen hatte die V1 aber eine Spannweite von 38,8 m, die 53,9 cm entsprechen. Daher werden 2,6 cm von jeder Tragfläche abgesägt.

Im Querruderbereich befinden sich Anlenkungen und Ausgleichsgewichte, die trotz ihrer Kleinheit den realistischen Eindruck des Modells verbessern.

 


 

Fahrwerk:

 

 

Die Abmessungen der Reifen liegen beim Modell stets ein paar Zehntel unter dem Sollwert. Das Bugrad ist um 0,5 mm zu schmal. Das Fahrwerk wird insgesamt ziemlich grob dargestellt (bei den Korrekturen war das Buch von Sengfelder hilfreich).

Beim Federbein sind Innenrohr und Außenrohr im Durchmesser praktisch gleich wiedergegeben. Daher wurde der Bereich, der das Innenrohr darstellen sollte (und zwar ohne Federbalg, wie Fotos zeigen), durch einen dünneres metallisch blankes zylindrisches Teil ersetzt.

Hydraulikleitungen und Federbein mit Doppellenkern sind im Bausatz nicht enthalten. Die Verwendung von Federbeinscheren aus einem Modell der Ju 88 ist sicher nicht optimal, aber erheblich besser als nichts.

Auch die vordere Abstrebung, die das Fahrwerksbein nach vorne abfangen soll, fehlt. Um die entsprechende Korrektur durchzuführen, muss man den Fahrwerksschacht verändern (s. Bild 8) und entsprechend eine neue innere Fahrwerksabdeckung anfertigen.

Vor dem Zusammenkleben der beiden Bugradhälften wird eine 0,5 mm dicke Platte eingefügt, so ergibt sich eine realistische Reifenbreite. Die vordere Abstrebung, die das Fahrwerksbein nach vorne abstützen soll, fehlt. Aus der entsprechenden Korrektur resultiert eine Veränderung des Fahrwerksschachts und der inneren Fahrwerksabdeckung. Diese und die weiteren Änderungen zeigen die Fotos.


 


 

 

 

 

Die Reifen werden abgeflacht und die Hauptfahrwerksräder um 4 Grad nach außen geneigt, sie haben also unten mehr Abstand voneinander als oben.


 

Wegen der guten Cockpitverglasung lohnt sich eine Detaillierung, z.B. mit Seitenruderpedalen (Extratech 72120) und Bombergurten (Eduard Nr. 72307). Die Kabel im gut einsehbaren Bug wurden gemäß Fotos (Sengfelder) angebracht.

Diese Detaillierung ist dann auch noch nach der Verglasung gut sichtbar.

 

 

Motoren:

  Die V1 hatte zunächst die Jumo 211 J der Ju 88 A-4, das ist der Motor mit der asymmetrischen Wanne drunter, und zwar unabhängig davon, ob der Motor rechts oder links angebaut wurde: Von vorne gesehen ist die Beule immer links. Darum wurde der schon früher beschriebene Eigenbau (zwischenzeitlich von RaiRo übernommen) verwendet.

Seitlich an den Motoren befinden sich Löcher mit Glasabdeckung, darunter sind Rundinstrumente, z.B. zur Kontrolle der Luftschraubenverstellung.

 


 

Zur Anordnung der Balkenkreuze:

Nach RLM-Vorschriften befindet sich das Balkenkreuz auf der Tragflächenunterseite auf der Mitte zwischen Flächenende und Motoraußenkante, jeweils auf der Mitte dazwischen der Kennbuchstabe. Auf der Oberseite beträgt der Abstand zur Flächenspitze 2 m.

 

 

Farben: Gunze RLM 65, 70, 71

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Danksagung

Ein ganz besonders herzlicher Dank geht an Herrn Wolfgang Mühlbauer: Ohne die von ihm freundlicherweise zur Verfügung gestellten Werkszeichnungen wäre es nicht möglich gewesen, aus diesem Bausatz ein vorbildgerechtes Modell zu bauen.

Literatur:

Griehl, M.: Die Entwicklungsgeschichte der Me 264 – Teil 1. FLUGZEUG 2/96. S. 19-23. Teil 2. FLUGZEUG 3/96. S. 19-23. Teil 3. FLUGZEUG 4/96. S. 18-22

Sengfelder, G.: Flugzeugfahrwerke. Fahrwerke der Flugzeuge der ehemaligen deutschen Luftwaffe. Motorbuch Verlag Stuttgart (1979). ISBN 3-87943-676-