1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.
 
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  Modell und Fotos von Wilfried Eck  
     

Grumman AF-2S Guardian, Special Hobby 1/48
US Naval Reserves, NAS Oakland 1953

 

Das Original:

Wie bei der "Hunter"-Version AF-2W dargelegt (s. dort), hatte Grumman 1944 einen Auftrag über den Bau eines zweisitzigen Torpedobombers (XTBF-1) mit Mischantrieb erhalten, der rd. 180 km/h schneller und eine ungleichj schwerere Bewaffung tragen sollte.  Probleme mit dem Düsentriebwerk und ein Strategiewechsel der US Nay führten aber dazu, dass der Vertrag auf eine Maschine für die neue Kategorie "Attack" abgeändert wurde, wobei von zwei Versionen ausgegangen wurde.  Eine sollte die Suche, die andere die Bekämpfung feindlicher U-Boote übernehmen. Im Falle der AF-2S (= Attack, Grumman, 2. Version, Strike) "Killer"-Version mit einem Torpedo im Rumpf und/oder Wasserbomben oder Raketen unter den Tragflächen. Nach entsprechendem Umbau und einer ausgedehnten Textphase mit diversen Änderungen (u.a. Vergrößerung des Seitenleitwerks, Hilfsflossen am Höhenleitwerk, Spoiler-"Flapperons" auf den Tragflächen)  gelangten im Juni 1950 die ersten Produktionsmaschinen der Guadrians zur Erprobung, im September folgte dann die Auslieferung an die ersten Einsatzeinheiten. Gerade recht, denn der Koreakrieg hatte eben begonnen. Da die US Navy alle Flottenträger brauchte, um den nordkoreanischen Vormarsch zu stoppen, blieben für die Guardians nur Geleitträger der "Commencement Bay"-Klasse (CVE-105 und folgende) mit einer Deckslänge von knapp über 150 Meter. Die Guardians waren damit das größte trägertaugliche Flugzeug auf den kleinsten Trägern. Entsprechend war die Unfallzahl. Erst nachdem die großen Flottenträger etwas Luft hatten, erfolgte dann von dort aus der Einsatz. Aber nicht sehr lange, 1955 wurden die Guardians von der S2F Tracker abgelöst, die letzten Maschinen taten dann noch bis 1957 bei Reserveeinheiten Dienst. Danach, von Aero Union zum Löschflugzeug umgebaut, waren noch zwei einige Zeit im Einsatz. Die in Pensacola ausgestellte AF-2S ist eine davon.

Modell-Bau:

Weil alles ganz vorzüglich passt (wenn man mangels Pins weiß, was wohin gehört), sollte es eigentlich zum Bau nicht viel zu sagen geben. Aber der Teufel steckt im Detail!:

 
Die nicht vorhandenen Bedienknöpfe auf der rechten Konsole sind ein Manko.  Bei der -2W habe ich mich noch um Passables bemüht, bei der -2S war ich faul und habe nur mit schwarzer Farbe nachkonturiert. Das stimmt zwar nicht, sieht aber, flüchtig betrachtet, ganz passabel aus.
Die Ätzteil-Sitzgurte sind zwar lobenswert, es fehlt aber der lose Zipfel zum Festzurren. In meinem Fall aus bemalter Zinnfolie hergestellt. Im Gegensatz zur Bauanleitung liefen die Schultergurte nicht über die Lehne (dort würden sie scheuern), sondern über eine Stange hinter/über dem Sitz (Bausatzteil etwas nacharbeiten).
Der Special-Hobby-Sitz kommt für meinen Geschmack recht gut gepolstert daher (da, wo der Fallschirm hin soll, bedarf es keines Polsters). Ich habe hier zugegebenermaßen etwas improvisiert (s. Modell AF-2W). Auf dem Foto ist der Sitz noch nicht eingebaut.
Gas-, Gemisch und Propellerhebel aus Eigenbau ergänuzt.
Abdeckmasken für die Cockpitabdeckung vermisse ich nicht. Paketband bündig aufbringen und mit einem Skalpell die Rahmenteile ausschneiden und abziehen. Materialkosten deutlich unter einem Cent.
   
Das Hauptproblem des Bausatzes, Radfelgen mit acht statt nur sechs Speichen, ließ sich recht einfach beheben (vgl. Foto): Rad ausbohren/-schleifen, aus dünnem Plastik Scheibe minimal größer als erforderlich machen,  darauf 6 x 60° aufzeichnen, Streifen aufbringen (Überstand auf dem Foto nur zur Verdeutlichung), trocknen lassen; in (Proxon-) Bohrmaschine einspannen und auf Schleifpapier passend machen, dann einkleben; für das runde Zentralteil fanden sich am Gießast Stellen passender Stärke, eine wurde oben abgeflacht, als Scheibchen abgetrennt und aufgebracht. Fertig! - Leider ist mir die Lösung bei der AF-2W noch nicht eingefallen.
 

 

Farben:

Bei der Guardian ist der Anstrich die Einfachheit schlechthin. Wie seit Herbst 1945 üblich, „Glossy Sea Blue“ auf allen von außen sichtbaren Flächen, und damit auch an Fahrwerk, -Schächten und den Faltflügelpartien. „Sea Blue“, FS 15042, wird im Modellbauhandel angeboten, so dass das Thema damit eigentlich erledigt wäre. Das Problem dabei ist lediglich, dass eine Originalfarbe nur bei einem 1:1 Modell in hellem Sonnenlicht passen würde. Wegen des Maßstabseffekts und weil ein Modell eher selten in der Sonne steht, kommt die Farbe zu dunkel heraus. Man muss sie also aufhellen, was auch seine Tücken hat. Dunkelblau o.ä. ist in jedem Fall daneben. Sea Blue ist ein recht gedeckter Farbton, aus fünf Komponenten, sogar mit 5% Grün zusammengesetzt. Weil er aber in Richtung Blauschwarz tendiert, mische ich ihn immer aus Revell 54 "Midnight Blue" und 7 Schwarz und orientiere mich dabei an meine Erinnerung an die Originale, Filme und Farbfotos. Nebenbei: Das matte bzw. halbmatte Sea Blue bei WK II-Maschinen war der gleiche Farbton (!), nur unterschieden durch die 3 bzw. 2 in der FS-Nummer, die den Glanzgrad angab.  "International Orange"-Rumpfband: Revell 12+34.  Nach dem Aufbringen der Decals Auftrag von mittlerem Glanzgrad.

Was das Cockpit anbelangt, fiel die Guardian in eine Übergangszeit (frühe AF-2 noch mit Interior Green bis zur Unterkante Instrumentenbrett, Rest Schwarz), weil aber niemand mehr weiß, was bei welcher Maschine, kann man mit der Bemalungsanleitung von S.H. gut leben. Hieß in der Praxis Schwarz, einzelne Felder auf den Bedienungspanels sowie der Sitz "Dark Gull Gray" (FS 36231 ).

Auf Schattierungen konnte ich verzichten, da im Original nicht zu sehen. Keine "Alterung"!  Die verwendete Farbe war sehr widerstandsfähig. Lackabplatzer sind nirgends üblich und bei der US Navy schon gar nicht. Aus Korrosionsschutzgründen achtet/e man peinlich darauf, kein blankes Metall zu sehen. Wegen weit abstehender Auspuffrohre mit nach außen weisenden Öffnungen auch keine Abgasspuren. Entgegen der Bauanleitung bei den Zylindern kein Metallton. Bei allen P&W-Motoren waren die Zylinder aus Grauguss gefertigt und dem entsprechend schlicht hellgrau; Getriebegehäuse ebenfalls hellgrau (ab 1945 Front oftmals nachträglich in Farbe der Zelle versehen). Stösselstangen schwarz, Verteilerring meistens chromsilber oder messingfarben. Ich habe mich für Erstere entschieden.

 

Decals:

Die Decals sind ein eigenes Kapitel. Einerseits sind sie absolute Spitze, hauchdünn, nach dem Aufbringen kaum noch zu erkennen und mit enormer Klebekraft. Leider ist bei den Hoheitsabzeichen der rote Balken zu schmal, er sollte 1/3 der Balkenhöhe betragen. Mit etwas Rot aus einem Restdecal ließ sich das aber beheben. Die Nummer 152 ist zu groß, vor allem die für die Motorhaube). Auf einem Foto des Originals (leider Copyright) ist zu erkennen, dass der rechte Rand der 1 vor dem Blechstoß des Motorhaubenrings liegt und die 2 an der Vorderkante der Auspuffabdeckung endet. Hier war leider zeitaufwändiger Eigenbau angesagt. Vorlage zum Ausdrucken auf weißem Decalpapier und Ausschneiden anbei; ich habe 1,65 cm Breite herausbekommen. Der in der Bauanleitung auf der linken Tragfläche oben sichtbare weiße Streifen ist keine Markierung sondern ein Ausrutscher des Grafikers und ist auch im Decalbogen nicht enthalten.

Die Streifen am Seitenleitwerk, die vom LSO für die Kontrolle des Anstellwinkels genutzt wurden, habe ich wegen der Empfindlichkeit des Decals sicherheitshalber in zwei Hälften aufgebracht.

 

 

Darstellung: Weil ich nicht noch einmal das Gleiche, beigeklappte Tragflächen, machen wollte, habe ich mich für die landstationierte Maschine der Oakland Reserve entschieden. Für die Trägermaschine aber gilt das Gleiche wie zur AF-2W (s. dort).

Fazit: Abgesehen von ein paar kleinen Mucken, die es überall gibt, große Klasse mit Originaltreue und Liebe zum Detail. Die Decals allerdings bedürfen der Überarbeitung.

Dank an IPMS für die Überlassung des Musters.