1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.
 
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  Modell und Fotos von Wilfried Eck  
     

Grumman AF-2W Guardian, Special Hobby 1/48
Anti Submarine Squadron 21, hier auf CVE-115 Bairoko, 02-04/1953

 

Das Original:

  AF-2 Guardians waren ein unzertrennliches Paar. Eine allein war völlig nutzlos.  Die AF-2W - der "Hunter" - suchte mit ihrem AP-20 Radar unter dem Rumpf den Ozean nach russischen U-Booten ab, die AF-2S - "Killer" - wartete auf Position, bis sie Kursdaten erhielt, um dann ihren Part, die Bekämpfung mit einem Torpedo im Rumpf, Wasserbomben und Raketen unter den Tragflächen, zu übernehmen. Damit das klappte, verfügte die -2W, der "Hunter", neben dem Piloten über drei Besatzungsmitglieder im Rumpf. Der vordere war für ECM, Horchbojen und Sekundärelektronik verantwortlich, die Station des Radarbeobachters dahinter war doppelt besetzt, mit einem Ruhesitz für das pausierende Besatzungsmitglied. Vorne war Platzmangel kein Problem, denn das Cockpit hatte noch die erforderliche Breite für den ursprünglich vorgesehenen Radaroperator neben dem Piloten.

Eigentlich sollte die Guardian ein zweisitziger Torpedobomber zum Ersatz der TBF Avenger werden, ausgerüstet mit einem R-2800-34W Sternmotor vorne und einem Westinghouse J-30-WE-20 Düsenantrieb im Rumpf. Damit wäre sie rund 180 km/h schneller als die TBF gewesen. Der Erstflug der XTB3F (BuAer Nr. 90504) fand am 19.12.1946 statt, Probleme mit dem Düsentriebwerk und andere Gründe - nicht zuletzt ein Strategiewechsel seitens der US Navy - führten jedoch dazu, dass Grumman nun per Vertrag vom  29.01.1947 unter der neuen Kategorie „Attack“ eine Maschine zur U-Bootbekämpfung bauen sollte, wobei sich US Navy und Grumman einig waren, dass alles, was zu einer effizienten Aufgabenerfüllung erforderlich war, ohnehin nicht in einer Maschine untergebracht werden konnte. Die Lösung konnte nur heißen, dass sich zwei Maschinen gegenseitig unterstützten, wobei eine die Suchaufgabe, die andere, entsprechend bewaffnet, die Bekämpfung zu übernehmen sollte. Durch den Wegfall des Düsentriebwerks war im Rumpf Platz für einen Waffenschacht bzw. Geräte und Bedienmannschaft frei geworden. Dem entsprechend entstand aus der noch unfertigen BuAer Nr. 90506 die AF-2W Such- und aus der 90505 die bewaffnete Version. Die ersten Produktionsmaschinen gelangten im Juni 1950 an Erprobungseinheiten, im September folgte dann die Auslieferung an die ersten Einsatzeinheiten. Sie kamen gerade recht, denn in Korea war Krieg ausgebrochen, aber auch Atlantik und Mittelmeer erforderten Aufmerksamkeit.

Weil der Koreakrieg den Einsatz aller zur Verfügung stehenden Flottenträger verlangte, konnten die Guardians – der Name galt für beide Versionen – nur von Geleitträgern (CVE-105 ff.) aus eingesetzt werden, im Ergebnis das größte trägertaugliche Flugzeug auf dem kleinsten Träger. Die Unfallrate lag dem entsprechend über dem Durchschnitt. Die Lage besserte sich erst, als die Navy 1952 beschloss, sechs eingemottete Träger der Essex-Klasse für die U-Bootbekämpfung einzusetzen. Zwei Jahre später wurden allerdings die ersten Guardians durch die S2F Tracker ersetzt, die letzte Einheit, VS-37, übergab am 31.08.1955 ihre Maschinen an die US Naval Reserves, die sie noch bis 1957 flogen. Danach taten noch zwei Maschinen bei der Aero Union in Kalifornien als Löschflugzeug Dienst (die in Pensacola ausgestellte ist eine davon).

 
 

 

Modell AF-2W  

Modell-Bau:

Bei einer Originalspannweite von 60 Fuß (18,49 m) erhält man in jedem Fall ein Modell von durchaus ansehnlichen Ausmaßen. Wer nicht genau hinsieht, könnte es für 1:32 halten. Wer genauer hinsieht, freut sich, mit welcher Liebe zum Detail Special Hobby vorgegangen ist. Am besten hat mir die Bespannung gefallen. Keine wellenförmige Durchhänger, aber auch keine außen liegenden Verstärkungsrippen à la Cessna 170.  Die Schlitze in den Außenflügeln sind nicht nur, wie sonst meist üblich, pure Versenkungen, entsprechende Innenteile sorgen dafür, dass man nicht nur hindurch sehen kann, sondern die Kanten auch entsprechend dünn sind. Gut gelungen ist auch die Lösung, wie die "Finettes" am Höhenleitwerk ohne Ausrichtungsprobleme und Spachteleien einzubauen sind. Aber auch ansonsten gibt es eine Reihe von gut gelungenen Lösungen, teils mittels Resinteilen, z.B. Einzelteile für den Motor (Stösselstangen und evtl. Zündkabeln zu ergänzen), teils als Ätzteil (sogar Gurte sind vorhanden). Die Cockpithaube mit lobenswert wenig hervortretenden Streben kann offen oder geschlossen dargestellt werden. Kurzum: Alles macht alles einen ganz vorzüglichen Eindruck, wobei die Bemalungsangaben in der Bauanleitung ein Extralob verdienen.

Weil alles ganz vorzüglich passt, sollte es eigentlich zum Bau nicht viel zu sagen geben. Aber der Teufel liegt im Detail. Da Special Hobby die AF-2W und die AF-2S zwar in getrennten Schachteln anbietet, der Inhalt aber bis auf Bauanleitungen und Decals gleich ist, will ich es aus Platzgründen an dieser Stelle gut sein lassen und im Detail auf den Text des AF-2S-Modells verweisen (dort auch, wie man die Räder mit acht statt sechs Speichen korrigiert; in meinem Modell leider noch nicht berücksichtigt).  Im Übrigen war der Fall klar: Will man nicht nur ein gut gebautes, sondern realistisches Guardian-Modell, kommt man aber nicht darum herum, die Tragflächen beizuklappen. Beide Markierungsvarianten der AF-2W zeigen Trägerflugzeuge, die nur dort und nicht auf einer tropischen Südseeinsel stationiert waren.

Ein Flugzeugträger "lebt" von der Menge der Flugzeuge, die er zum Einsatz bringen kann. Da der zur Verfügung stehende Platz begrenzt ist, gibt es nur zwei Situationen, in welchen ein Flugzeug ausgeklappte Tragflächen zeigt: Kurz vor dem Start oder unmittelbar nach der Landung. Da sitzt dann die Besatzung drin (fehlt bei Special Hobby). In allen anderen Fällen sind die Maschinen nur mit beigeklappten Tragflächen dicht an dicht geparkt zu sehen. Wartung an Deck nur auf Propagandafotos (herumliegende Bleche würden schnell fortgeweht werden). Sorry, ist einfach so. Eine Maschine mit ausgeklappten Tragflächen ohne Piloten im Cockpit und schwatzenden Leuten davor bildet zwar ein beliebtes Diorama, aber leider bar jeglicher Realität. Aber auch der Platzbedarf in der Vitrine macht bei einem Modell dieser Größe beigeklappte Tragflächen ratsam. Hierfür braucht man jedoch mitnichten teure Zurüstteile. Selber machen ist einfacher, als man meinen möchte:

Generell vorweg: Nachbau der originalen Halterungen bzw. Scharniere kann man vergessen. Das Zeug würde nichts halten. Aber es findet sich am Original meist ein Hebel oder ein dickes Hydraulikkabel, das man durch Messingrohr passender Stärke als solide Halterung nachbilden kann. Fehlt, wie im Falle der Guardian, sogar das, gibt es immer noch eine Lösung: Halterung dort einbauen, wo man sie später nicht sieht. Das Prinzip lässt sich auch auf andere Modelle übertragen (siehe auch Seite Falttragflächen).

 
Als Erstes mussten bei der Guardian Innen- und Außenflügel getrennt werden, dazu noch die kleine Klappe, die im Orignal nach unten klappte, um Platz zu machen.
Dann wurden alle später von außen sichtbaren Kanten keilförmig abgefast, um die im Original sichtbare Blechstärke nachzubilden.
     
 
Als Nächstes, etwas nach innen versetzt, schmale Streifen als Halterung für die noch zu fertigenden Spanten einkleben,
Als Halterung für den äußeren Flügel dient Messingdraht  (ich nahm diesmal Stahldraht, was sich aber als Fehler erwies). Als Lagerung dient ein schmales "Häuschen", d.h. links und rechts neben dem Draht ein Plastikstreifen in dessen Stärke, oben darauf ein Deckel, wobei sich dessen Stärke danach bemisst, ob die Flügelhälften noch bündig aufeinander passen. Untere Innen- und Außenflügel werden dabei zur Festlegung der Position nebeneinander gelegt. Im Falle der Guardian zeigte sich dabei, dass das Röhrchen geknickt werden musste, damit es am Fahrwerksschacht vorbei kam.  Liegt dort die Position fest, folgt ein ebensolches Häuschen.
Nach dem Festwerden der Verklebung Außenflügel wieder abziehen.
     
 
Nach dem Verkleben der Flügelteile wurden die Spanten eingesetzt  (Primitivmethode für die Form: Papier an die Klappstelle andrücken, Kontur ausschneiden und auf Plastik übertragen, dort Kontur peu à peu verkleinern, bis die passende Form erreicht ist). Innenkanten schräg abfasen um bündigen Sitz zu erreichen. Einkleben und anhand von Fotos oder Zeichnungen detailieren. Teile von einem Quarkbecher und Evergreen-Röhrchen sind dabei sehr hilfreich.
Innenflügel am Rumpf befestigen, weiter im Bau bis Farbgebung und Anbringen von Decals, dann Außenflügel auf die innere Halterung aufschieben und entsprechend ausrichten (Fixierung mit Zweikomponentenkleber). Evtl. noch fehlende Kleinteile anbringen und Stellung durch Biegen feinjustieren. Fertig!
Das Foto links zeigt allerdings auch die übertrieben dick dargestellten Befestigungsschellen des Fahrwerks.
In die Aussparung hinter der Motorhaube kommen die Auspuffrohre (hinten offen!), darüber die Abdeckung.

 

Farben:

Bei der Guardian ist der Anstrich die Einfachheit schlechthin. Wie seit Herbst 1945 üblich, „Glossy Sea Blue“ auf allen von außen sichtbaren Flächen, und damit auch am Fahrwerk, -Schächten und den Faltflügelpartien. Sea Blue (FS 15042)  wird im Modellbauhandel angeboten, so dass das Thema damit eigentlich erledigt wäre. Leider will es die nicht auszurottende Modellbauermär, dass „Sea Blue“ Dunkelblau sei. Nein, so nicht! Tatsächlich ist „Sea Blue“ gedeckter, aus fünf Komponenten (u.a. auch 5 % Grün) zusammengesetzt, eher in Richtung Blauschwarz. Dummerweise passt aber die Originalfarbe – wie bei allen Modellen – nur für ein 1:1 Modell in hellem Sonnenlicht, wo ein Modell nur selten präsentiert wird. Anstelle die Originalfarbe mit Dunkelblau aufzuhellen, tönte ich deshalb Revell 54 "Midnight Blue" mit Revell 7 Schwarz ab, wobei ich mich an Filmen und Farbfotos (nicht profiles) orientiere. Nach dem Aufbringen der Decals wird dann mittlerer Glanzgrad aufgetragen. Radom: Helles Holzbraun, im Original differiert diese Farbe etwas, so dass man hier nicht pingelig sein muss.

   
Was das Cockpit anbelangt, fiel die Guardian in eine Übergangszeit. Frühe AF-2 hatten noch "Interior Green" bis zur Unterkante Instrumentenbrett, Rest Schwarz), später dann alles schwarz. In diesem Fall habe ich mich für die frühere Version entschieden. Um am rechten Paneel die Drehknöpfe des Originals nachzubilden (S.H. zeigt nur Löcher) habe ich mit einer spitzen Nadel dünnes Alublech von der Rückseite her geprägt, mit dem Bleistift die Vorderseite angeglichen und das Ganze "Dark Gull Gray" bemalt. Nach dem Trocknen dünne schwarze Farbe aufgetragen, so dass das Grau stehen blieb (evtl. nach dem Trocknen etwas darüber rubbeln). Gas- und einige andere Hebel aus dünn gezogenen Gießastteilen..
   
Der aus dem Getriebegehäuse und einzelnen Zylindern aus Resinteilen zusammenzusetzende Motor (Stösselstangen in Eigenbau zu ergänzen) ist ganz vorzüglich. Dazu in meinem Fall noch Zündkabel aus Draht.

Abweichend von der Bauanleitung aber bei den Zylindern kein Metallton. Bei allen P&W-Motoren waren die Zylinder aus Grauguss gefertigt und sahen auch so aus, also Hellgrau. Ebenso das Getriebegehäuse (vorderer Teil ab 1945 oftmals in Farbe der Zelle; ich habe nach dem Foto noch "Sea Blue" ergänzt). Der Verteilerring wechselte in der Farbe, meistens war er chromsilbern oder messingfarben. Stösselstangen Schwarz (alles Revellfarben).

Auf Schattierungen konnte ich verzichten, da im Original nicht zu sehen. Keine "Alterung"!  Die jeweilige Einsatzdauer war nur kurz und Glossy Sea Blue sehr widerstandsfähig. Keine "üblichen Lackabplatzer" (ist nirgends üblich). Bei der US Navy achtete man aus Korrosionsschutzgründen peinlich darauf, kein blankes Metall zu sehen. Keine Abgasspuren, da die Auspuffrohre weit abstanden und die Öffnungen nach außen wiesen.

 

Decals:

Die Decals sind ein eigenes Kapitel. Einerseits sind sie absolute Spitze, hauchdünn, nach dem Aufbringen kaum noch zu erkennen und mit enormer Klebekraft. Leider ist bei den Hoheitsabzeichen der rote Balken zu schmal, er sollte 1/3 der Balkenhöhe betragen. Mit etwas Rot aus einem Restdecal ließ sich das aber beheben. Nicht aber dass die Nummern auf den Tragflächen die gleiche Höhe wie die Kennbuchstaben haben; sie sollten. wie das auch die Bauanleitung richtig wiedergibt, nur 2/3 Höhe haben. Ich konnte mir mit "alten Heeresbeständen" bzw. Selbstdrucken auf neutralem Decalpapier behelfen, ansonsten aber ...

 

Darstellung:

Entsprechend dem oben Gesagten und weil im Bausatz keine Pilotenfigur beigegeben war, kamen für dieses Modell nur beigeklappte Tragflächen in Frage. Ein Deck* hatte ich von früheren Aufnahmen her schon.

Die Fotos dieses Beitrags sollten nur das Modell, kein Diorama, zeigen. Auf nur herumstehend schwatzende, das Modell "beleben" sollende Leute würde ich ohnehin verzichten, da bar jeglicher Realität.  (s. hierzu Seite Flugzeugträger, Modellbau).

* Nebenbei: US-Trägerdecks waren nie holzfarbig, sondern immer getarnt ( s. hierzu Seite Ship Camouflage). Außerdem würden sich rohe Holzbalken bei Regen oder schwerer See mit Wasser vollsaugen und die Schwerpunktlage des Schiffes ungünstig beeinflussen.

 

Fazit: Abgesehen von ein paar kleinen Mucken, die es überall gibt, ein toller, allein schon wegen der Seltenheit des Typs empfehlenswerter  Bausatz. Die Decals allerdings bedürfen der Überarbeitung (oder eines Herstellers, der Decals für einen naturmetallenen Firebomber anbietet).