1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.

 
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  Modell und Fotos von Wilfried Eck  

Lockheed T2V-1 Sea Star, Nahezu-Eigenbau in 1/48


Das Original:

Der Erfolg der T-33 bei der US Air Force und das Fehlen eines gleichwertigen Gegenstücks bei US Navy und Marine Corps verschaffte Lockheed im Mai 1954 den Auftrag zum Bau der Variante T2V-1 „Sea Star“ (1962 umbenannt in T-1A). Augenfälligster Unterschied zur T-33 war der zur Verbesserung der Sicht des Lehrers bei Trägerlandungen erhöhte hintere Sitz, der anschließende „Buckel“ sowie das deutlich größere Leitwerk. Neben einem stärkeren Allison J-33A-24A Triebwerk gab es aber auch eine Reihe anderer Verbesserungen, die sich äußerlich nicht bemerkbar machten, z.B. die erste Grenzschichtbeeinflussung. Eingesetzt ab 1958 wurde die Sea Star in den Trainingseinheiten relativ schnell, ab 1960, von der leistungsfähigeren T2J Buckeye von North American ersetzt, war aber noch eine ganze Zeitlang in sekundären Aufgaben in Gebrauch.


Das Modell:

Als ich mit dem Modell begann, gab es keinen Bausatz der Sea Star. In 1/72 ist nun einer von Sword erhältlich, in 1/48 fehlt er aber immer noch. Schließlich war dieser Fortgeschrittenentrainer nicht unattraktiv bemalt. - Aber eine T-33 müsste sich doch mittels aufgesetztem Buckel und anderem Leitwerk entsprechend abändern lassen. Dachte ich und kaufte eine 1/48 T-33 von Academy.

Ich hätte genauer hinsehen sollen. Es beginnt damit, dass die T2V-1 vor den Tragflächen um 26,6 inches, dahinter um 12 in. verlängert war. Wäre im Modell also anzustückeln. Nach Entfernen des Modell-Höhen- und Seitenleitwerks blieb wegen der gerundeten Übergänge hinten aber nur noch eine Halbschale. Die andere Hälfte wäre neu zu machen. Um die anderen Lufteinlässe der Sea Star unterzubringen, mussten die der T-33 weg, was sich in merklichen Löchern niederschlug, die auch irgendwie verschlossen werden mussten. Den Rumpf gleich selber zu machen erschien da die einfachere Lösung (Leitwerk und Cockpithaube war ohnehin klar). Dazu kam aber noch dies und das, was bei der T2V-1 anders war, so dass im Ergebnis von der Bausatz-T-33 nur noch Cockpitbereich, Flügel, Tiptanks, der vordere Fahrwerksschacht nebst Klappen und die Hauptfahrwerksräder übrig blieben.

Dass jemand das nachmachen will, bezweifle ich. Der Baubericht – s. hierzu auch die entsprechenden Fotos – dient also eher als Anregung für die Herstellung eigener benötigter Teile. Es geht wirklich auch ohne Resin. Und Holzklötzchen zu schnitzen braucht man schon gar nicht. Wer diesen Typ dennoch versuchen möchte, kommt allerdings ohne die Zeichnungen in Ginters „Naval Fighters“ Nr. 42 nicht aus (Achtung, ein Höhenleitwerk ist kleiner als das andere).


 
Form:

Ein Holzklötzchen zu schnitzen und mit diversen Tinkturen zu glätten stammt aus uralten, längst überholten Zeiten. Mit Polyester-Spachtelkitt geht es viel schneller und einfacher. Gibt es seit rund 50 Jahren (!) im Baumarkt. Alternativ „FIMO“, einer Knetmasse, die im Ofen hart wie Holz wird. Gibt’s bei Spielwaren. Beides kann geschliffen und poliert werden. Ich habe dieses Mal Polyestermasse genommen, ein Leistchen (das diente für das spätere Formteil-Ziehen als Halterung) mit je einer Scheibe in Form des entsprechenden Querschnitts vorn und hinten versehen, dazwischen wurde zur Materialersparnis Schaumstoff gewickelt. Alles natürlich in Größe und Abstand entsprechend auf Materialstärke reduzierter Planabmessung. Spachtelmasse mit Härter versehen und aufgetragen. Nach ein paar Minuten beginnt das Material fest zu werden und kann schon grob geglättet werden. Letzte Unebenheiten werden mit einer zweiten Schicht und anschließendem Schleifen beseitigt. Die Scheiben konnten später gleich als Spanten verwendet werden.


 
"Zieh“-Teile: Plastik in Stärke von ca. 0,3 mm wurde - wie bei "ABC - Cockpithauben selbst ziehen" - beschrieben - über dem Toaster weich gemacht und dann mit gleichmäßigem Druck um die Form gelegt (nicht gezerrt!). Das überstehende Ende des zentralen Stabs diente dabei – unter der Arbeitsplatte eingeklemmt – der Fixierung der Form. Damit man das Ziehteil besser anfassen kann, vorab mit Leistchen versehen (bei in der Draufsicht gerundeter Kontur würde entsprechend profiliert). Dann gewünschte Kontur anzeichnen, Teil ausschneiden, fertig. Zweites Rumpfteil ebenso, dann oben und unten eine Lasche einkleben, damit das Zusammenfügen einfacher wird. Die Spanten aus den Formteilen fanden eingebaut eine weitere Verwendung. Aus praktischen Gründen wurden Vorder- und Hinterrumpf getrennt gefertigt.
 

 
 
 
Cockpit: Bevor Vorder- und Hinterrumpf vereinigt werden konnten, musste das Cockpit eingebaut werden. Die Cockpitwanne entstand aus Plastik 0,2 mm Stärke, die Bedienfelder aus dünnem Alublech, in das von der Rückseite her die diversen Knöpfe eingeprägt wurden. Der Rest aus dünn gezogenen Evergreen-Röhrchen und Teilen aus einem Quarkbecher.  Bild rechts zeigt das Ganze vor dem Auftrag der Innenseiten-Farbe.

Für das Instrumentenbrett wurde ein Decal erzeugt. Ging wie folgt:

Bei MS WORD „Autoformen“ Quadrat mit abgerundeten Ecken aufrufen, schwarz hinterlegen. Dann runde Scheibe in Weiß oder Hellblau. Darauf mittig kleinere schwarze Scheibe (ergibt Instrumentenscheibe mit Einfassung). Darauf weißen Pfeil und Skalen. kleine Scheibchen (Befestigungsschrauben) in die Ecken. Mit Taste „Druck“ abspeichern. Mit „Photo Editor“ aufrufen, Instrument markieren, „Bearbeiten“-„Ausschneiden“, restlichen weißen Hintergrund mit Logo „GIF“ markieren (=durchsichtig machen), in Bearbeitungstabelle Regler auf rechts, Bild als „GIF“-Bild abspeichern.

Sind alle Instrumente fertig, WORD Tabelle ohne Ränder aufrufen, Hintergrundfarbe wie das Original, hier also Mittelgrau. Instrumente einfügen und auf erforderliche Größe verkleinern. Sind alle eingefügt,  Tabelle abspeichern.

Druck auf weißem Neutral-Decal-Papier.  Gibt es für Inkjet oder Laserdrucker (Tinte trocknet nicht auf auf Laserpapier). Tintenstrahl-Drucke müssen nach dem Trocknen noch fixiert werden.

Der Rest aus dünn gezogenen Gießastteilen, Evergreen-Röhrchen und Quarkbecherteilen.

 


 
Fertigstellung Rumpf: Auf einer Seite Einbau beider Cockpits, Einbau des Bugfahrwerksschachts. Heraustrennen der Bugfahrwerksöffnung. Zum besseren Halt eine dicke Lasche unten, schmale dünne Streifen (Cockpit!) seitlich.

Nach dem Zusammenfügen Vervollständigung der Bugfahrwerksöffnung, überstehendes Klebeband an der Rumpfnase. Auffüllen mit Polyester-Spachtelkitt. Nach dem ersten Anhärten grob in Form schnitzen, dann verschleifen.

Anbau Flügel (ohne Bild): Die Vorderkanten der T-33 Flügel springen innen leicht vor. Dieses dreieckige Stück musste entfernt werden, da die T2V-1 gerade Vorderkanten hatte. Auffüllen mit Polyester. Um die unteren Luftbremsen leicht geöffnet darstellen zu können, wurden die Bausatzteile herausgetrennt und ein flacher Schacht eingebaut.

 

 

Lufteinläufe: Im nächsten Schritt galt es, die seitlichen Lufteinläufe anzubringen. Die Fertigung erfolgte so wie die Rumpfteile, da sie aber vorne etwas vom Rumpf abstanden, mit einem gesonderten Frontteil.  Da die Lufteinläufe der Sea Star nach hinten zu einen längeren Verlauf hatten, mussten die Restteile des Bausatzes abgetrennt werden. Anschließend wurden, um einen verlaufenden Übergang zum Rumpf zu erzielen,  mehrere Lagen Spachtelkitt ("putty") aufgebracht. Jeweils mit längerer Trockenzeit, um späteres Einsinken zu verhindern.
 

 

 

 

Rumpfrücken, Leitwerk: Rumpfrücken mittels Toaster etc.; Seitenleitwerk beplankte Rippen (bei Tragflächen würde ich einen Balsaholzkern nehmen); hinten innen abgefast um eine dünne Hinterkante zu erhalten. Das Höhenleitwerk ist aus Vollmaterial geschliffen. Beides dann graviert.
 
 
Zelle fertiggestellt. Zarte Gravur von Blechstößen.

 

Cocktpithaube, Windschutzscheibe: Auch hier kein aufwändig bearbeitetes Balsaholzklötzchen als Form, sondern Polyester. Das Formteil ist aus Klarsichtmaterial ("Windradfolie" aus dem Bastelgeschäft, PVC aus dem Baumarkt wäre auch möglich) , wobei, um eine durchgehende Kontur zu erhalten, für die Cockpithaube und anschließenden „Buckel“ nur eine Form gemacht wurde. Unten wieder mit Sockel, damit die Hände beim Herumlegen des Plastiks Platz hatten. Die Windschutzscheibe ist für besseren Halt in einer umlaufenden Nut versenkt, vorne mittels einer spitz zulaufenden Zunge zusätzlich in einem Schlitz. Befestigung mit Epoxy-Kleber, Vertiefung anschließend verspachtelt. Siehe hierzu Seite C, "Cockpithauben selbst ziehen".
 

 

 

 

Schleudersitze: Martin-Baker Schleudersitze gibt es als Resinteile. Leider passten meine gekauften nicht in die Cockpitwanne. Also wieder selber machen. Hat den Vorteil, dass die Seitenwände nicht lehnsesselartig dick sind. Falls jemand doch mal Geld sparen will, siehe Baufoto. Weil aber auch bei Resin-Sitzen die Handgriffe selber gemacht werden müssen und die schwarzen Streifen nicht, wie meist zu sehen, abschnittsweise, sondern spiralig verlaufen (s. originale MB-Sitze), mache ich sie aus FIMO:  Aus je einem Block Gelb und Schwarz eine kleine Menge weich kneten und Würste formen.  Beide aneinander legen und sachte gegeneinander verdrehen und gleichzeitig auseinander ziehen. Dies so lange wiederholen, bis die gewünschte Stärke (= Dünne) erreicht ist. Dann eine Brezel formen und auf ein dünnes Blech legen. Am offenen Ende entsprechend dem Original ein Stück (rotes) FIMO quer andrücken. Das Ganze nun über eine Kerzenflamme halten (Blech unten!) bis das Fimo anfängt, zu dampfen. Dann ist es hart aber noch flexibel und kann mittels Sekundenkleber eingebaut werden.
 
 

 
Fahrwerk: Außer den Hauptfahrwerksrädern und den vorderen Fahrwerksklappen war nichts aus dem Bausatz verwendbar, da die T2V-1 ein anderes (verstärktes) Fahrwerk hatte. Eigenbau ist aber gar nicht so schwer:

Um genügend Stabilität zu gewährleisten und das selten überzeugende Anmalen des Hydraulikstempels zu vermeiden (von massiven "Verstärkungsringen", die in Wirklichkeit Schellen aus dünnem Blech sind, ganz zu schweigen), nehme ich einen Nagel passender Stärke, der gleich das richtige Aussehen hat. Der kommt mit abgetrennter Spitze und Kopf in ein Evergreen-Röhrchen, das über einer Kerzenflamme drehend weich gemacht wurde. Durch Auseinanderziehen legt sich das Plastik am Nagel an und braucht nur noch in benötiger Länge abgetrennt werden. Nagel herausziehen, unten für die Radbefestigung rechtwinklig abbiegen, unteres und oberes Röhrchen wieder aufschieben und restliche Teile anfügen. Entweder, abgetrennt, die aus dem Bausatz oder aus Passendem selbst gemacht. Der bei Trägerflugzeugen übliche Schwingungsdämpfer links am Bugfahrwerk entstand aus einem dünnen Stück Gießast und aufgewickelter dünner Kupferdrahtlitze. Landescheinwerfer: Mit dem Ende eines Pinselstiels drehend passende Vertiefung in dünnes Alublech gedrückt, vorsichtig abgetrennt, mit einer Lampe aus klarem Gießast versehen und mit Epoxy aufgefüllt.

 

 

 

 

Farben: Standardanstrich im Training Command war "Insignia White" (FS 17875) und "International Orange" (FS 28913). Die erstere Farbe sollte keine Probleme bereiten, "International Orange" fand ich aber nirgends. Um auf den gegenüber "DayGlo" dunkleren Farbton zu kommen, mischte ich Revell 332 Dayglo mit 34 Ferrarirot. Die weitere Verarbeitung war ein Graus. Heller/dunkler je nach Sprühabstand, kratzempfindlich, etc. etc., Korrektur nur durch Entfernen des kompletten Anstrichs. Nachahmung nicht zu empfehlen. Cockpit Hellgrau.
 
Markierung: Markierungen für eine T2V-1 der Memphis Naval Air Station, wie in "Ginter, Naval Fighters Nr. 42" abgebildet. Anders als beim 1/72 Bausatz von Sword zu sehen, war der letzte Buchstabe nicht im weißen Feld.
Hergestellt per MS WORD auf neutralem Decal-Papier für Inkjet-Druck (Tintenstrahldrucker auf Laser-Papier würde nicht funktionieren). Hoheitsabzeichen ebenfalls selbst gemacht, weil es meist viel zu blau dargestellt wird.