Modellbau-ABC von Wilfried Eck

 

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Die TBF/TBM Avengers von George H.W. Bush im WK II

- 3 x "Barbara" -

Anhang zu "Markierungen der US Navy 1942-1944"

 

Dass der spätere US-Präsident im WK II seinen Torpedobomber "Barbara" getauft hat, scheint wohlbekannt. - Nicht ganz. Mit Sicherheit flog er mehr andere Flugzeuge als seine Barbara und seine war es auch nicht. Unter welchen Umständen die Einsätze erfolgten, ist noch weniger bekannt. Hier die Fakten:

     
Farbzeichnungen - Copyright - anhand von Originalfotos
 
Einsätze, ergänzende Bemerkungen

 
 
 
 

Einweisung in die Grumman TBF-1 Avenger

Nachdem George H.W. Bush am 9.6.1943, drei Tage vor seinem 19. Geburtstag seine Ernennung zum Ensign (Leutnant) und seine Aviator-Schwingen bekommen hatte (in der US Navy sagte man nicht Pilot) entschied er sich für den Einsatz auf Torpedobombern. Dem entsprechend Versetzung zur Naval Air Station Fort Lauderdale in Florida und Schulung in der Bedienung.

Fort Lauderdale hatte seinerzeit die Kennbuchstaben "FT", da Bush nach dem Krieg eine dort ausgestellte Zeichnung mit einer Avenger Nr. 42 signiert hat, ist anzunehmen, dass er eine TBF-1 mit der Nummer 42 geflogen hat.

Da Schulungseinheiten normalerweise nicht die ersten waren, die Flugzeuge frisch ab Werk erhielten und beim Lizenzfertiger General Motors die Fertigung erst angelaufen war, nehme ich an, dass es sich noch um eine TBF-Avenger aus der Fertigung von Grumman handelte, Anstrich Blue Gray über Light Gray.

     
 

Ergänzende Schulung incl. Trägerlandungen

Bauchlandung am 01.11.1943 auf NAS Chincoteaque: lt. Bush weil das Fahrwerk sich nicht richtig ausfahren ließ.

Der Buchstabe "C" zeigt an, dass es sich um eine "Composite Squadron" (hier Nr. 51) aus verschiedenen Typen handelt. Nach Abtrennung des SBD Dauntless Kontingents am 08.11.1943 Umbenennung der Squadron in "VT-51" (Torpedo-51).

     
 

"Shakedown Cruise" der Air Group 51 auf CVL-30 "San Jacinto"

"Shakedown Cruise" war ein feststehender Ausdruck für das Fitmachen für den Einsatz, eine Squadron kampffähig zu machen. Die 24 F6F-3 Hellcat und 8 TBM-1C Avenger der Air Group 51 hatten dabei auch die vorgeschriebene Anzahl von erfolgreichen Trägerlandungen nachzuweisen.

Die Nummer 2 der VT-51 hatte für alternative Aufklärungseinsätze Halterungen für drei F-56 Kameras im Bombenschacht eingebaut, eine K-20 sollte der Radiomann im unteren Besatzungsraum bedienen. Es lag darum auf der Hand, dass Ensign (Leutnant) George H.W. Bush, bereits zum "Squadron Photo Officer" ernannt, diese Maschine öfter als sonst üblich fliegen konnte. Generell und von Commander Melvin nochmals mündlich betont, galt allerdings der Navy-Grundsatz, dass Flugzeuge nicht zur persönlichen Verwendung zugeteilt werden und persönliche Dekorationen verboten sind.

Bush hatte zwar die im Funkverkehr "Tare Two" genannte Avenger nach seiner Freundin (ab  6. Januar 1945 Ehefrau) "Barbara" getauft , den Regeln entsprechend war dies aber äußerlich nicht erkennbar.

     
Barbara Nr. 1
  Kampfeinsatz im Pacific, Wake Island, Marianen.

Im April 1944 erreichte der leichte Flugzeugträger "San Jacinto" den Pazifik und schloss sich am 8. Mai der im Majuro-Atoll auf den Marshall-Inseln liegenden Flotte von 15 Flugzeugträgern (zuzüglich Unterstützungsschiffen) an. Aufgabe der Flotte war die "Operation Forager", Einnahme der Marianen-Insel Saipan im Juni 1944, zuvor zur Täuschung Japans Bombardierung von Wake Island am 23. Mai. Bush in seiner Doppelrolle als Bomber und Aufklärer.

Ziel seines ersten Angriffs am 12. Juni war die Funkstation des Fluplatzes Aslito auf Saipan, allerdings nicht mit seiner "Barbara". Sie hatte Motorprobleme.

Am 19.061944 - Großangriff japanischer Flugzeuge zur Verhinderung der Einnahme von Saipan - waren auch die Jäger der CVL-30 gefragt, das Deck musste freigehalten, "Tare 2" um 11.57 h von Deck katapultiert werden. Auf dem  Weg weg vom Träger plötzlich schwarzer Rauch und fallender Öldruck, Rückkehr zum Träger nicht mehr möglich. Die "Barbara" musste notwassern. Bush und seine beiden Besatzungsmitglieder konnten aber alsbald vom Zerstörer "DD-668 "Bronson" gerettet werden.

 

     
 

Keine persönlichen Flugzeuge in der US Navy.

Weil die "Tare Two"  zu Motorproblemen neigte, musste Bush um seinen Auftrag erfüllen zu können, mitunter auf andere Maschinen umsteigen (siehe BuAer-Nummern).

Noch öfter im Juni 1944, 6 von 13 Einsätzen (BuAer 16928, 16935, 25137, 16931, 25305, 48103).

     
 

Fotoaufklärung der Palau Inseln.

Auf Drängen des Marine Corps zur Vorbereitung der Truppenanlandung fotografische Erfassung von Terrain und japanischen Stellungen auf Peleliu.

Das genaue Aussehen dieses Ersatzflugzeugs ist leider nicht fotografisch belegt, es spricht aber Einiges dafür, dass man keine neue Nummer vergeben, sondern die bisherige beibehalten hat.

Dass Bush diese Maschine erneut „Barbara“ getauft hat, ist wenig wahrscheinlich.

Sie war noch eine TBF-1 (Vorgängerversion der verbesserten TBM-1C) und bei der VT-24 auf CVL-24 „Belleau Wood“ im Einsatz gewesen. Laut Bush eine alte Klapperkiste.

Im August 1944 (Datum unbekannt) durch die neue "Tare 3", wieder eine TBM-1C, ersetzt.

 

     
  Funkstationen auf Chi Chi Jima (Bonin Islands).

Für die Ausschaltung der zentralen Funk-Relaisstationen auf Chi Chi Jima in den Bonin-Inseln kam Ende August das neue Ersatzflugzeug gerade recht (Warum "Tare 3" wurde ist nicht mehr festellbar).

Wohl weil auch sie für Fotoeinsätze ausgerüstet war und Bush - nunmehr Lieutenant (j.g.), Oberleutnant -  davon ausgehen konnte, sie öfter fliegen zu können, taufte er sie wieder auf "Barbara."

Die "Tare 3" lebte allerdings nicht lange. Am 02.08.1944 im Anflug auf die Funkstation #6 auf dem Asahi-Berg Treffer in Motor. Obwohl schon eine deutliche Rauchfahne zu sehen war, bombardierte Bush dennoch, musste aber, da das Flugzeug nicht mehr in der Luft zu halten war, mit dem Fallschirm aussteigen sobald er offene See erreicht hatte (Crewmitglieder Delaney und White vermisst).

Zwar konnte er bald von einem bereitstehenden U-Boot gerettet werden, musste aber an Bord der "Finback" bleiben, bis diese am 24. September in Midway einlief. Bush, der so schnell als möglich zur VT-51 zurückkehren wollte, musste jedoch per Befehl einen Erholungsurlaub in Hawaii antreten.

* Dafür später Orden "Distinguished Flying Cross" 

     
  Manila Bay, Luzon.

Wegen seines unfreiwilligen Erholungsurlaubs und anschließender Zwischenverwendung beim VT-100 versäumte Bush eine Teilnahme an der Schlacht im Leyte Golf und erreichte die "San Jacinto" erst auf Umwegen am 02. November 1944 im Ulithi-Atoll.

Nach Fotoeinsätzen im Raum Manila Bay am 13. Nov.1944, 13.oo Uhr, letzter Start mit der extra für Bush neu markierten Nummer 2 (nun genannt "The Genuine Barbara").  Ein japanisches Versorgungsschiff wurde in Brand geschossen und Fotos von Corregidor gemacht.

Am 30.Nov.1944 Ende der Einsatzzeit der Air Group 51.  An ihre Stelle trat bis Kriegsende die Air Group 45.

Ein Foto, das Bush in ziviler Kleidung in einer TBM-1C mit "Barbara III" -Beschriftung zeigt, dürfte wegen des während der Einsatzzeit geltenden Beschriftungsverbots und der ungewöhnlichen Platzierung auf der rechten Seite erst später entstanden sein.

     
     
Barbara Nr. 3
  Letzter Flug von der CVL-30 "San Jacinto"

Maschine Nr. 7 der Air Group 47, Späte Version der Avenger auf einem Paradeflug vor Japan.

Anstelle des früheren inoffiziellen "X" der AG-51 nunmehr mit offiziell zugeteiltem Kennbuchstaben "B"; keine Rumpfnummer.

CVL-30 im WK II (Text Englisch):  http://www.navsource.org/archives/02/30.htm

 
 
CVL-30 San Jacinto mit sechs F6F-3 Hellcat auf Probefahrt, Anstrich Camouflage Measure 33, Design 7A)

 

Quellen: Robert B. Stinnett, "George Bush: HIS WORLD WAR II YEARS"; Pictorial Histories Publishing Company, ISBN 0-929521-49-1, Terzibaschitsch, Flugzeugträger der U.S. Navy, Bernard & Graefe Verlag; Alle Fotos US Navy.


     
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