1. Plastikmodellbauclub Nürnberg e.V.
 
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  Modell und Fotos von Wilfried Eck  
     
 
Grumman F6F-5K Kamera-Drohne, 1951, Einheit unbekannt, Hasegawa 1/48 Ergänzung

 

Das Original: 1946 wollte die US Navy testen, welche Zerstörung eine Atombombe auf eine Flotte verursachen konnte (Operation Crossroads) und versammelte um das Pazifikatoll Bikini eine größere Zahl ausgemusterter und erbeuteter Schiffe. Unbemannte Drohnen sollten die Explosionswolke durchfliegen, um deren Auswirkungen zu studieren bzw. Fotos machen. Hierzu wurden überzählige F6F-3 und -5 Hellcat entsprechend umgebaut (Suffix "K" für Drohne) , ein Teil davon mit Tanks in den aufgedickten Flügelenden. 1952 wurden bombenbeladene F6F-5K Drohnen gegen die Eisenbahnbrücke im nordkoreanischen Hungnam eingesetzt, gesteuert von begleitenden AD-4Q Skyraider. Im Übrigen dienten Hellcat-Drohnen auch als Ziele für die Schiffsartilerie oder später bemannt als Zielschlepper oder "station hack" (meist, um höheren Offizieren ihre Flugzulage zu erhalten).

Das Modell: Wie bei so manchem Modellbauer, findet man irgendwann irgendwas, was man irgendwann einmal bauen wollte. In meinem Fall eine F6F-3 Hellcat von Otaki (Schachtel von Airfix) und eine weitere, auch nicht optimale, von Hasegawa. Verkauf erschien mir aussichtslos, aber Heft 36, S.48, 49 von Squadron Signal erinnerte mich daran, dass es ja auch F6F-5K Drohnen gab. Die mit den Flügeltanks sollten es sein!  Vgl. hierzu auch das Parallelmodell.


 

Wichtig, gilt auch für normale Hellcats: Die Schultergurte des Piloten liefen nicht über die Sitzlehne, sondern wie bei allen Navy-Typen dieser Zeit über die Querstange hinter/über dem Sitz. Über die Lehne gelegt, wären sie wegen deren Rundung seitlich abgerutscht. Es sollte so aussehen wie auf dem Foto rechts. Farben s. unten.

Sorry, kein Foto:  Die wenig geglückte Motorhaube von Hasegawa zu korrigieren, war nicht so schwer: Lufteinlauf abtrennen, Lagen von dünnem Plastik einkleben, bis die erforderliche Stärke erreicht ist. Dann auf Kontur verschleifen. Mit zwei eingeschobenen Keilen war die Sache ganz ohne Resinteil erledigt.

Cockpithaube selbst gezogen, da wie leider üblich, bei den Bausatzteilen die Streben viel zu sehr hervorstehen. Kein Holzklötzchen erforderlich (Prinzip s. ..\..\ABC\Cockpithauben\Cockpithauben.of.htm),

 
     

Zündkabel aus bemalten Drähten verhalfen dem etwas rudimentären Hasegawa-Motor zu einem mehr dem Original entsprechenden Aussehen (ein Ätzteil hätte mir nicht gefallen, da die Drähte einen runden Querschnitt hatten).

Gehäusefarbe (das Bild täuscht etwas) "Engine Gray".

 
     
Die Scheren des Hauptfahrwerks wurden gegen Eigenbau ausgetauscht, da bei Hasegawa zu kurz und zu dick. Plastik entsprechender Stärke wurde keilförmig zugeschliffen, die Löcher gebohrt und dann schmal-trapezförmige Stück ausgeschnitten. Vorne und hinten je ein Stückchen von einem dünn gezogenen Gießast.

Hinten Bremsleitungen aus Blumendraht.

 

 

     
 

 

     
Auf dem Foto der Originalmaschine ist erkennbar, dass  sie ein verlängertes Heckfahrwerk hatte (Bauteil oben dünner schleifen, Röhrchen drüber, Rest mit Gießastteil auffüllen).

Hasegawa zeigt - wie andere Hersteller auch - am Heckfahrwerk einen schräg aufwärts führenden massiven Block. Tatsächlich waren es im Original nur zwei gelochte Bleche mit nichts dazwischen.

 

Im Modell aus Teilen eines Quarkbechers gemacht, Löcher natürlich vorher gebohrt.

     
Schlussendlich galt es noch die Behälter an den Tragflächenenden zu fertigen (Durchmesser nach dem Foto des Originals auf 8 mm geschätzt). In der "Grabbelkiste" fand sich ein Raketenbehälter passender Stärke, in den mittig ein zugespitztes Stück Gießast passender Länge eingeklebt wurde. Der Rest wurde dann mit mehreren Lagen Polyester-Spachtekitt aufgefüllt und anschließend zurecht geschliffen.

Der Originalbehälter hatte in der Mitte eine waagrechte Antenne, was im Modell, damit nichts abbrechen kann,  ein Stück Besenhaar ist, das in einem vorgebohrten Loch steckt.

Zwei Stifte (sicherheitshalber mit Metalleinlage) sorgten für bessere Ausrichtung und Halt.

 

Farben:

Während die F6F-5K von der "Boxer" im üblichen "Sea Blue" (FS 15042) über alles gespritzt waren,  ging es im Übrigen ausgesprochen bunt zu.  Auffallend waren hier insbesondere die unterschiedlichen Farben des Hecks, die die eingesetzte Funkfrequenz anzeigten.

Problematisch war das Cockpit: Mitnichten war es immer "Interior Green" (ANA 611). Diese Farbe wurde offiziell zwar ab 21.12.1942 eingeführt, was aber nicht bedeutete, dass es auch sofort so zu sehen war.  Was im Werk schon fertig war, konnte so bleiben, ebenso durften die schon vorhandenen Farben aufgebraucht werden. Das konnte bei Grumman  noch einige Zeit "Dull Dark Green" oder auch "Bronze Green", ein dunklerer, braungrüner Farbton, sein. Ab 10.10.1944 (SR-15e) waren alle Partien, die oberhalb der Unterkante des Instrumentenbretts lagen, in "Instrument Black" (FS 37038 ) zu halten. Mir erschien die letztere Version am wahrscheinlichsten.

Zur echten Maschine ist leider weder Einheit noch Verwendungszweck bekannt. Das Foto soll von 1951 sein. Lt. Squadron Signal Nr. 36 war die Maschine unten Gelb, oberer Teil des Rumpfs und der Tragflächen Rot , desgleichen das Seitenruder. Behälter an den Flügelspitzen Gelb und Schwarz (alles ohne nähere Definition). Bei genauerem Hinsehen musste aber wohl das ganze Seitenleitwerk rot gewesen sein, während ich bei dem Wenigen, was man von der Flächenoberseite sah, keinen Unterschied zu unten erkennen konnte. Aber Mr. Esposito, der das Foto zur Verfügung gestellt hatte, musste es ja besser wissen. Dachte ich. Als Farben kamen in Frage:  "Orange Yellow" (FS 13538), ein sattes Gelb, das auch für Trainer und für die Farbe der Luftschraubenspitzen üblich war. Oberseiten  "Insignia Red", FS 11136. Die Nummer 1 der Farbbezeichnung bedeutet "glossy", glänzend, was im Modell aber nicht Hochglanz sein sollte.

Zu den genannten Farbtönen s. Seite Originalfarben 1938-1945, s. aber auch letzten Absatz.

Beim Fahrwerk war genaues Fotostudium erforderlich. Entsprechend den verschiedenen Graustufen erschien mir Insignia Rot für die Fahrwerksklappen und Orangegelb für die Beine am plausibelsten; die Räder kamen offenbar von einer in "Sea Blue" gehaltenen Machine.

Die hier deutlichen Abgasspuren wurden mit Pastellkreide - Dunkelbraun, Mittelbraun, Hellgrau - aufgetragen und mittels Wattestäbchen verlaufend verwischt. Was nicht passte, konnte mit einem feuchten Wattestäbchen abgewischt werden. Auf  "die üblichen Alterungsspuren" habe ich verzichtet. Die Hellcat war überwiegend überlappend vernietet. Da kann sich kein Schmutz in Gräben festsetzen. Keine "Lackabplatzer". Auch ansonsten orientiere mich lieber am Aussehen der echten Maschine.

Was die Markierungen anbelangt, Hoheitsabzeichen an den üblichen Stellen (erscheint leider auf den Modellfotos mitunter zu blau; tatsächlich ist es wie im Original fast schwarz). Dazu kommt, leider auf dem Originalfoto nicht zu sehen, die bei Drohnen übliche Nummer am Seitenleitwerk. Da fiktiv, habe ich mich beim Modell für eine dezent gehaltene "16" entschieden.

Als alles fertig war, fiel mir ein Beitrag von "AIR International" ein (1979, S.176)  und siehe da, zum gleichen Foto  war ganz Anderes zu lesen: Die Tanks waren gar keine, sondern Kamerabehälter (!). Die Maschine weist zudem hinter der Tragfläche einen runden dunklen Fleck auf. Das war die Öffnung für die Kamera, die Maschine war eine F6F-5P (= Modell nachträglich ergänzen). Eine Foto-Hellcat  erschien mir auch wesentlich plausibler, da Tanks nicht so viele Tankdeckel gehabt haben sollten. Als Farben wurden Orange, Weiß genannt (vermutlich auch auf den Flächenoberseiten).  Bei meinem Modell war insoweit aber nichts mehr zu machen. Es zeigt jedoch einmal mehr, dass bei Farbangaben für USN-Flugzeuge Skepsis angebracht ist (insbesondere, wenn Alterungsfreaks Träger-Hellcats auf Südseeinseln stationieren).